Horrorliteratur - Kritiken für Fans des Genres
Wächter des Tages - Sergej Lukianenko
Intelligentester Horror - nicht nur für Schachfreunde.

Manchmal liest man eine Fortsetzung und ärgert sich, dass man sie überhaupt angefangen hat, war doch der erste Teil ein Meisterwerk, dass durch den zweiten zwar fortgesetzt wird aber irgendwie auch an Glanz verliert.
Nicht so beim zweiten Teil der Wächterreihe von Lukianenko.

Ging es im ersten Band vor allem um die Geschicke der Nachtwache mit ihrem (Anti-)Helden Anton, so treten diesmal auch die Kräfte der Gegenseite (also der Tagwache) auf den Plan.
Dachte man im ersten Teil Gut und Böse klar voneinander trennen zu können, so wird man hier eines besseren belehrt.

Durch Alissa, eine junge Hexe der Tagwache, erfährt man, dass es den "Bösen" keineswegs darum geht, die Welt ins Verderben zu stürzen, sondern manchmal nur darum frei zu sein und das auch die Taten der "Guten", wenn man sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet ganz schön böse aussehen können.

Das Schachspiel der beiden Kehrseiten ein und derselben Medaille wird erst in diesem Teil der Reihe so richtig ersichtlich und wenn der Sinn hinter den Handlungen beider Lager in allen sechs Geschichten offensichtlich wird ist selbst der erfahrene Leser (unangenehm) überrascht.

Die klare Sprache, mit der selbst verworrendste Zusammenhänge geradezu kinderleicht erklärt werden und der - im nachhinein absolut nötige - Wechsel zur auktorialen Erzählperspektive tun ihr Übriges.

Wer den ersten Teil mochte, würde sich nach diesem verzehren.

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